Legenden der Luna
Die Schlangenkönigin von El Asamar
Echidna, die Schlangenkönigin und Echnaton ihr Gemahl sind Wesen des Mondes. Sie leben im Verborgenen des tiefen Dschungels von El Asamar und werden mit Fruchtbarkeit und Erneuerung assoziiert. Sie steht für Weisheit und Heilkunst. Die Priesterinnen von El Asamar bedienen sich ihrem Wissen, um Tränke und Gifte herzustellen. Die Schlange wird in den meisten Augen als falsch und hinterlistig angesehen. Was so nicht ganz stimmt, sie ist sehr weise und gebildet. Sie ist eben nur unberechenbar, wie der Mond auch… …mit ihrem Gift kann sie heilen, lähmen, aber auch töten, wenn es die Umstände erfordern. Genauso wie Luna mit ihrer Macht über die Gezeiten segnen, warnen und strafen aber auch töten kann. Die

Geschichte von der Sumpfland-Ruine

In der einsamen Gegend des Sumpflandes (heute vielleicht Moorenheim) gibt es einen Abgrund mit brüchigem Fels. Hart an seinem Rand hin läuft ein alter, nicht mehr intakter Handelspfad und auf einem schroffen Felskopf, nahebei, erhob sich einst die Burg eines Raubritters, bei deren Erbauung es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Grundstein der Burg, eine riesige schwarze Felsplatte, sei von einer schwarzen Hexe und dem Raubritter selbst gesetzt worden. Die Hexe soll dabei ein unschuldiges Mädchen, eine Priesterin der Luna, welche sich ihr in den Weg stellte, dabei geopfert haben. Der Ritter bedrohte die ganze Umgebung und verunsicherte den Handelspfad. So oft seine Burg auch belagert wurde, sie erwies sich als uneinnehmbar. Als der Ritter heiratete, holte er sich eine Frau aus der Fremde und nahm sie zu sich auf die Burg. Doch eines Nachts, als der Mond die Burg beschien, erschreckte die Frau ein schlimmer Traum. Ein entsetzliches Wort sei heraufgestiegen aus dem tiefen Gewölbe und habe sie in der Seele erschreckt, erzählte sie dem Ritter. Der fragte nach dem Wort. Doch seine Frau konnte es ihm nicht sagen. Der Ritter beruhigte seine Frau, doch die sah ängstlich in den Nachthimmel, wann immer der Mond daran zu sehen war. Und in einer hellen Mondnacht schrie sie wieder im Schlaf, bis ihr Mann sie weckte. Zitternd erzählte sie, dass wieder ein Wort aus der Tiefe hervorgekrochen sie und an den Wänden in die Höhe bis über die Zinnen. Dabei hätte die Burg gezittert und gebebt, als wolle sie in den Abgrund stürzen über dem sie erbaut wurde. Diesmal ließ sie sich nicht mehr beruhigen, sie verfiel in eine schwere Krankheit und starb nach kurzer Zeit. Als ein Jahr vergangen war, heiratete der Ritter abermals. Doch auch dieser Frau erging es ähnlich wie der ersten. Wenn die Nacht klar war und der Mond auf die Burg schien, vermeinte sie jammernde Kinderstimmen zu hören und konnte nicht mehr schlafen. Sie befragte die Knechte und Mägde, aber niemand wollte davon etwas wissen. Als sie dem Ritter ein Mädchen geboren hatte, siechte sie dahin und starb. Der Ritter aber ließ das Mädchen aus der Burg zu Verwandten bringen, denn ihm schien, als ob kein weibliches Wesen hier am Leben bleiben konnte. Das Mädchen wuchs gut auf bei den Verwandten, heiratete und gebar ebenfalls eine Tochter. Allein, ihr Mann fiel auf einem Kreuzzuge und so ließ der Raubritter seine Tochter und ihr Kind auf die Burg holen, wo er viel Freude fand an seiner Enkelin. Aber eines Tages zur Winterzeit erkrankte das Mädchen, und was man auch alles tat, um es zu retten – das Leiden verschlimmerte sich immer mehr. Schneestürme brausten um das Schloss und dunkle Wolken verhüllten den Himmel. In der siebten Nacht aber drehte sich der Wind. Die Luft wurde klar, der Mond leuchtete, und es schien noch kälter zu werden, als es schon war. Als der Ritter entdeckte, dass der Mond am Himmel stand, packte er das kranke Kind und brachte es, gegen den Willen der Mutter, zu einem nahen Bauernhof, wo das Mädchen auch nach kurzer Zeit wieder vollkommen gesund wurde. Die Mutter jedoch hörte seit jener Zeit auch die Stimmen in den Mondnächten und hörte schreckliche Worte aus dem tiefen Gewölbe aufsteigen. Kurze Zeit später starb sie an Auszehrung. Nach ihrem Tod fühlte sich der Ritter allein und verlassen, so holte er seine Enkelin zurück auf seine Burg. Diese wuchs so in der Burg auf und lange Jahre war sie ihrem Großvater ein ständiger, unerschöpflicher Quell der Freude. Als seine Enkelin herangewachsen war, dachte der alte Raubritter mit der Zeit daran, sie zu verheiraten, um seine unbezwingbare Burg einem Nachfolger übergeben zu können.Doch da fragte eines Tages das Mädchen den Großvater, was denn das für ein Heulen gewesen sei in der Tiefe heute Nacht. Sie habe zuerst jemanden wie aus einem Grabe rufen hären und darauf sei ein Jammern losgegangen wie von vielen verzweifelten Menschen; sie habe große Angst empfunden und nicht mehr einschlafen können. Der Großvater erschrak sehr. Dann jedoch beruhigte er seine Enkelin: „Nachtvögel hausen im Gemäuer, und der Wind weht über die Berge. Da kann man allerlei Töne hören.“ Das Mädchen gab sich damit zufrieden. Aber in der nächsten hellen Mondnacht klopfte sie an die Tür des Ritters; „Großvater! Jetzt habe ich das Heulen wieder gehört und sogar einzelne Worte deutlich unterschieden. Es müssen Menschen irgendwo unten in den Abgründen stehen, lass die Wache rufen!“Der alte Ritter hatte die größte Mühe, seine Enkelin zu beruhigen. Sie sagte, sie habe das Gefühl gehabt, als zögen jene heulenden Menschen die ganze Burg in den Abgrund hinunter. „So ein Unsinn!“ versetzte der Schlossherr.Damit sie sich aber ein andermal nicht fürchtete, ließ er sie fürderhin in einer kleinen Hütte auf der Waldseite der Burg wohnen. Lange Zeit geschah nichts, denn wann immer der Mond schien, verhängten dichte Wolken den Himmel, so dass sein Schein nicht heruntergelangen konnte auf die Erde. Doch als das nächst Mal das Licht des Mondes auf die Burg fiel, erschreckte das Mädchen sich wieder an dem Jammern und Heulen, das aus dem Gewölbe stieg. Sie ging zu einer alten Magd und bestürmte sie, ihr zu erklären, was denn dies bedeute. Nur zögernd erzählte diese, dass im tiefen Gewölbe die Gefangenen des Raubritters schmachteten, und dass sie glaube, dass diese sich vor allem bei Mondschein nach Freiheit sehnten und jammernd Luna um ihre Rettung baten. Auch erzählte sie von grässlichen Worten, die in der Seele schmerzten und keinen Sinn ergäben, die in solchen Nächten die Mauern emporstiegen und die Burg in ihren Grundmauern erzittern lassen würden. Da bekam das Mädchen Mitleid mit den Gefangenen, und es beschloss hinab zusteigen in das tiefe Gewölbe um die Eingesperrten freizulassen. Dunkel war die Nacht, und nur der zunehmende Mond stand am Himmel, als sie am tiefen Gewölbe stand. Sie hatte eine Strickleiter mitgebracht, denn Stufen führten nicht hinab in das tiefe Gewölbe. Als sie eine Stelle suchte, um die Strickleiter zu befestigen, stieg der Mond über das Schloss. Aus dem undurchsichtigen Dunkel des Gewölbes klang vielstimmiges Jammern und herzzerreißendes Klagen. Die Burg zitternd in ihren Grundfesten und ein Wort kroch aus dem Gewölbe die Mauern empor bis zu den Zinnen. Das Mädchen fiel vor Entsetzen in eine Ohnmacht und stürzte besinnungslos hinab in das tiefe Gewölbe zu den Gefangenen. Am nächsten Tag ließ der alte Raubritter seine Enkelin überall suchen, doch es war schon Abend, als sie endlich gefunden wurde. Als der Großvater eine Strickleiter in das Gewölbe hinab ließ, stiegen jedoch zunächst alle Gefangenen daran in die Höhe. Sie überwältigten den Ritter und stießen ihn hinab in das Verließ, wo seine Enkelin noch immer besinnungslos auf der Erde lag. „Pflegt sie gut“, riefen die Befreiten als sie sich davonmachten. „Wir wissen wohl um das Geheimnis Eures Grundsteines. Es sind nicht wir, die jammern. Immer wenn der Mond auf den Grundstein schien, wie in jener Nacht, als Ihr ihn gesetzt habt, begann er zu wimmern wie ein kleines Kind und sprach ein Wort, immer nur eines. Aber mit der Zeit haben wir den Sinn herausgefunden: Unter dem Grundstein ist eine Jungfrau begraben, eine Priesterin der Luna, welche sich danach sehnt im Mondlicht zu wandeln. In jeder Nacht, wenn sie das Mondlicht berührt schreit sie danach ihm entgegenzuschweben und ihre Seele zu befreien. Nur solange noch Frauen reinen Herzens in dieser Burg leben wird Luna sie nicht zerstören und in den Abgrund stürzen. Es dauerte nicht lange, da wurde der alte Raubritter von seinen Knechten gefunden und mitsamt dem Kind aus dem tiefen Gewölbe geholt. Seine Enkelin jedoch lag krank auf ihrem Lager, bewegte sich nicht, sprach kein Wort und blickte stumm gen Himmel. Auch eine alte Kräuterfrau konnte nicht helfen. Sie sagte das Kind habe ihren Lebenswillen verloren. In der nächsten hellen Mondnacht stieg nun das letzte Wort aus dem tiefen Gewölbe empor. Es lautete – Z U S A M M E N S T Ü R Z E N – Der Ritter rannte die Burgtreppe hinauf, in das Zimmer seiner Enkelin. Diese lag vor ihrem Fenster auf dem Boden, vom Mondlicht beschienen und mit einem lächeln auf den Lippen. Sie hauchte gerade ihren letzten Atemzug dem Mond entgegen. Kurz darauf begann es in den Grundfesten der Burg zu brüllen und zu toben. Wie von Geisterhand geführt, schloss sich die Zugbrücke mit lautem Krachen. Die Burg begann zu zittern, die Mauern wankten, die Türme barsten und mit einem donnernden Getöse stürzte die Burg mitsamt ihrem Grundstein hinab in den dunklen Abgrund. Dies alles geschah in einer Neumondnacht. Die Burg zerbarst unter dem Erdbeben, welches Luna auf die Erde schickte. Es sollte eine Warnung sein, für all jene welche von Lunas Pfad abkommen. Doch die Menschen vergaßen dieses Ereignis sehr schnell. Sie Plünderten und Brandschatzten. Sie beuteten die Erde aus, indem sie tief nach schwarzem Zeug gruben, welches sie entzündeten. Luna schickte noch einige kleine Erdbeben zur Warnung der Menschen, doch sie erhörten sie nicht. Sie folgten nicht länger ihrem Weg.
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